
Ich hasse Anfänge
Es heißt, allen Anfängen liegt ein Zauber inne. Doch auch wenn ich sicher bin, dass jede*r das Wort Zauber für sich ein bisschen anderes definiert, so bin ich mir auch sicher, dass Schnappatmung, Selbstzweifel und Versagensängste nicht unbedingt Teil dieser Definition sein dürften. Und doch sind es primär diese Gefühle, die ein Neuanfang für mich mit sich bringt. Wahrlich zauberhaft, wie diese sich aus dem vermeintlichen Nichts manifestieren können, nicht wahr?
Dabei ist es egal, ob es sich um einen neuen Job, den Wechsel des Wohnortes, ein neues Buchprojekt oder eben einen neuen Blog handelt: Der innere Zweifel ist stark in mir. Ganz besonders, wenn es um die eigenen Kompetenzen geht, die wir uns selbst doch so gerne mal absprechen. Dann wird ganz schnell diese kleine fiese Stimme laut, die Unmengen an zauberhaften Dingen sagt (Wie zum Beispiel, dass niemanden interessiert, was ich zu sagen habe, dass doch schon alles gesagt worden ist und nichts und niemand noch etwas Originelles schreiben kann. Und überhaupt: wie viele Adjektive will ich eigentlich noch verwenden?!) und die sich irgendwie anhört wie eine Kombination aus der einen stets über einen ablästernden Klassenkameradin und diesem einen Dozenten, der einem schon in der zweiten Uni-Woche jegliche Schreibkompetenz aberkannt hat.
Dann sitze ich da und diese neue Idee, die mir bis vor ein paar Minuten noch ganz wunderbar vorgekommen war und auf die ich mich so gefreut hatte, ist plötzlich das Sinnloseste, was ich jemals gedacht habe. Sogar noch sinnloser als damals, als ich dachte, ich müsse mich nur richtig doll anstrengen und dann würde aus mir schon noch eine Frau werden. Und das war wirklich nicht der hilfreichste Gedanke, den ich jemals gehabt hatte.
Noch ein Autorenblog, schätze ich
Ich könnte mich jetzt von der inneren Stimme verführen lassen und anfangen zu rechtfertigen, warum ich als unveröffentlichter Autor meine, einen Autorenblog starten zu müssen. Ich könnte darauf hinweisen, dass die Autorschaft eines Menschen nicht an Veröffentlichungen gekoppelt ist, sondern an das Schreiben (und nach manchen Definitionen an das Fertigstellen) von Texten. Die Stimme hätte es an dieser Stelle auch gerne, dass ich die Menschheit darüber informiere, dass wir (die Stimme und ich, weil sie ist eben all that) bereits zwei Manuskript abgeschlossen, wenn auch nicht veröffentlicht haben. Könnte ich alles machen. Mache ich aber nicht.
Stattdessen versuche ich, der inneren Stimme einen mentalen Knebel anzulegen und mich auf meine eigentlichen Beweggründe für diesen Autorenblog zu konzentrieren. Nur ganz kurz! Diese reichen von humoristischer Dokumentation eines schreibenden Lebens über Schreiben ist schon ganz schön einsam, auch wenn die Figuren nett sind (manchmal zumindest) bis hin zu der Tatsache, dass ich selbst gerne jemanden gehabt hätte, der oder die über das Schreibleben pre Durchbruch (aka den heiligen Gral der Veröffentlichung) berichten würde – gerade damit man sich in dem Dickicht aus Selbstzweifeln, Absagen und Schnappatmung nicht ganz so alleine fühlt. Weil Gerüchten zufolge müssen wir Autor*innen da angeblich alle durch…
Das ist es also, was dich hier auf meinem Autorenblog erwarten wird: eine hoffentlich humoristische Dokumentation der schönen und weniger schönen Seiten meines schreibenden Lebens. Wie genau das aussehen wird, werden wir hoffentlich gemeinsam feststellen. Ich bin zunächst einfach froh, den ersten Beitrag geschrieben zu haben und damit meinem ganz speziellen Zauber eines Anfangs zu entkommen.
Bildquelle: © Suzy Hazelwood via Pexels.com